Der zweite Tag (23.07.2006) -
Knatter-Kongo und die Großschifffahrt

Früher Vogel fängt den Wurm und so starteten wir um kurz vor sechs in Borsfleth Richtung NOK.
Wir erlebten wunderbare Elbromantik mit den Elbschlössern im Morgenlicht


Nach längerer Zeit auf Warteposition ließ sich der Schleusenkönig erweichen uns um 08:00 in sein Reich einzulassen.

Coole Briten mit einer Monsteryacht fotografierten uns und wir fotografierten sie. Sie erkundigten sich, wie viele Brücken sie denn bis Kiel erwarten würden und ob es Probleme mit der Höhe gäbe?

Das Fragezeichen in meinem Gesicht muss riesig gewesen sein, denn er erläuterte sofort, dass sein Mast 30 Meter hoch sei. Nun denn. Respekt – Aber: Nein, die Durchfahrthöhe liegt durchgängig über 40 Meter – falls sie auch mal so ein Problem haben sollten. ;o)

Danach spielte Knatter-Kongo sein Lied und ich und meine Mickymaus wurden wieder eins und begannen zu lernen.

Dann gab’s Stau auf der Autobahn ...ähm ... ich meine auf dem NOK. Es wurde an den Weichen Rot-Weiß-Rot "gelichtzeichnet" und wir überholten nach Altvätersitte die Dicken Pötte auf rechts. Jetzt mal ehrlich: Wir haben im Elbatlas, in der NOK-Karte, in unserem Lehrbuch und im ELBE 4 nachgeschaut. Alle sagten uns: Gib Gas – Nur bei drei roten Lichter an den Weichen müssen auch Sportboote halten.

Dies gefiel einem freundlichen Holländer nicht besonders und als wir just auf Höhe seiner Ruderanlage waren, schlug er das Ruderblatt seines Containerfrachters ein und gab voll vorwärts, obwohl ihn dieses Manöver direkt in die Weichendalben geführt hätte, hätte er es fortgesetzt. Hätte der Schraubenstrahl Skrollan getroffen, hätte er uns auch vierkant in die Dalben geschossen. Nur hatte er einen Bruchteil einer Sekunde zu spät reagiert, so dass die nachfolgende (größere) Yacht in arge Probleme kam. Mir schwante da schon, dass das Absicht gewesen sein musste. Als er uns wieder überholte, fuhr er so dicht heran, dass ich einige mangelhaft ausgeführte Schweißnähte in der Bordwand inspizieren und markieren konnte.

Nun denn. Die nächste Weiche und die rot–weiß–roten Lichter sollten wieder kommen. Und wieder fuhr ich auf dem Standstreifen an ihm vorbei. Er gab viermal kurz und dann brüllte er von der Brücke herunter, dass da Gegenverkehr komme usw. usw. Wir ließen uns auf keine Diskussion ein, winkten und lächelten freundlich.

...Ich habe jetzt zwei Fragen: Was bedeutet viermal kurz? Und darf ich in den Weichen im NOK bei Lichtzeichen rot über weiß über rot überholen?

Wer die Antworten kennt: Bitte eine email an skrollan@skrollan-hamburg.de

Dann kam unsere Premiere: Wir ankerten das erste Mal! Mein Gott! Wie aufregend!

Der Anker fasste gleich beim zweiten Mal im schlickigen Grund des Flemhuder Sees und wir waren glücklich.

Was für eine Ruhe! Herrlich.

Nach einer längeren Pause der Ruhe entkleidete ich mich, um die Umwelt zu erschrecken und unsere "Rettungsleiter" auszuprobieren. Ich klappte die Leiter aus und stellte mich ganz vorsichtig auf die erste Stufe und...dann riss der Haltegurt.

Diese Leiter sollte laut Aufdruck 175 kg tragen. Aber wohl nicht, wenn die Gurte 4 Monate der UV-Strahlung ausgesetzt werden.

Liebe Mitleser, Hände weg von der NEWTON Recovery-Ladder. Die ist lebensgefährlich. Wir haben sie diese Saison im April erstmals angebaut und auf den Fotos sind die Ausbleichungen deutlich zu erkennen. Das Material war so geschwächt, dass ich die Leiter nicht mal vollständig mit meinen zarten 97 kg belastete. Was in einem Notfall passieren würde, möchte ich mir gar nicht vorstellen.

Davon ließen wir uns nicht den Abend vermiesen. Kurzerhand das Ding abgeschnitten und die bisher noch nicht der Sonne gezeigten Sprossen benutzt. Fertig.

Der Brief an Gotthard und den Hersteller ist schon in Arbeit.

Aber Ankern ist echt klasse. Morgen wieder!

Gute Nacht, kleiner Holländer!