19. April - Drop the thought II


Bisher hat Skrollan bewiesen, dass sie ausgezeichnet motoren und am Steg liegen kann. Die Qualitäten als brillante Seglerin konnte sie nur zweimal für ein paar Stunden unter Beweis stellen.

Das nervt ein wenig. Also hofften wir auf den heutigen Tag und seinen Wetter-Bericht von "Delta-Pappa-Null-Sieben".

Kapitän Dietzel hat uns aber bös enttäuscht und erzählte etwas von SW 7 und Böen und so.

"This is not very much to our satisfaction!"

Bekannt und berühmt als Gentleman überließ ich Claudia generös die Entscheidung, ob wir losfahren oder nicht.

Da hier um 8.00 Uhr von Wind und von 7 Windstärken nichts zu verspüren war, kämpfte Claudia mit sich und Ihrer Entscheidung.

Dann waren wir noch mal beim freundlichen Hafenmeister.

Und der hatte einen klasse WetterLink: http://www.nv-verlag.de und dann unter Wetter das Vorhersagegebiet auswählen.

Dort kann man ausgezeichnet nicht nur die groben Vorhersagegebiete auswählen, sondern detaillierter auf die einzelnen Seegebiete eingehen.

Jedenfalls war heute Morgen zu sehen, dass um 12.00 Uhr das Brett kommen sollte.

Bis dahin aber Wind aus SW. Also gen Greifswald gegenan.

...Entscheidung gefallen. Wir bleiben hier. Und es geht ab ins Meeresmuseum.

Was soll’s?! Wir sollten Dieters Spruch zur Maxime erheben: Ab Sechs Windstärken gehöre ich an die Theke und nicht auf’s Wasser!

Das befreit einen auch von den quälenden Gedanken.

Um Euch das mal zu erklären: Unser Kosmos und auch die Interessen schrumpfen hier von Tag zu Tag weiter ein. Es gibt hier nur uns drei (Claudia, Skrollan und mich) und unseren Weg um die Ostsee. Wir kaufen zur Zeit zwar noch jeden Tag eine Zeitung. Interessieren tut uns der Inhalt, ehrlich gesagt, überhaupt nicht. Wir nehmen den wahr. Das war es aber auch.

Viel aufregender ist die Wetterentwicklung. Die entscheidet nämlich über unser Fortkommen. Und Situationen, wie diese, dass man mehrere Tage an einen Ort gebunden ist, lassen einen unheimlich unruhig werden, weil wir ja noch ein büschen was auf dem Zettel haben.

Außerdem wird man faul. Ich habe seit letztem Samstag vier Bücher durchgelesen und das kostet auch so seine Zeit.

Auf der einen Seite ist das unheimlich schön die Zeit mit Lesen, Stralsund anschauen und Fotografieren zu verbringen. Auf der anderen Seite fühlt man sich wie angekettet und man hat ständig ein dumpfes Gefühl im Magen. Wäre es nicht doch gegangen? Was kommt für Wind, wenn wir später fahren? Haben wir den Zug verpasst etc...

Und ich glaube, genau das sind die Gedanken, die man einfach fallen lassen sollte. Denn zumindest für heute ist die Entscheidung gefallen und das ist gut so.... also "Drop the thought"

Ich nutze lieber die Gelegenheit, um Euch noch ein wenig vollzuschreiben.

Gestern haben wir nach unserm Internetbesuch die Stadt angeschaut.

Zur Zeit steht auf dem Domplatz so ein UN-Promotion-Transporter gegen die Armut in der Welt. Dort wird von den unterschiedlichsten Musikrichtungen aufgespielt.

Wir kamen dort gerade an, als diese beiden den (leider leeren) Platz gerockt haben.


Die waren sooo klasse. Von Klassik über Blues zum Jazz und Swing. Geil!!! Nächstesmal nehme ich bei so einer Gelegenheit die Performance mit dem Mobiltelefon auf und stell sie ins Netz.

Leider bekamen das die Stralsunder kaum mit. Die waren schließlich beim Angeln!

Dann ging es durch den wunderschönen Dom. Die kleine Fotostrecke könnt Ihr Euch am Ende anschauen. Wie der wohl in den achtziger Jahren noch von innen aussah???

Und dann waren wir wirklich überrascht. Das Zentrum von Stralsund ist ein richtig tolles Einkaufsviertel. Die Geschäfte sind eher aus der mittel bis hochpreisigen Kategorie und ein wenig frage ich mich, wer die tollen Sachen einkaufen soll? So viel verdient man doch nicht mit Angeln, oder?

Das war jetzt gemein. Aber irgendwie trifft das schon den Kern.

Ich hatte mir eigentlich vorgestellt, es sei hier vielleicht ein wenig günstiger als in Hamburg. Aber weit gefehlt. Hamburg ist eine wirklich preiswerte Stadt.

Wir hatten ein Lebensmittelgeschäft gesucht und erst auf Nachfrage gefunden. Ganz versteckt lag es dann und wir sind auch nicht mit wirklich viel frischem Gemüse wieder herausgekommen. Das lag nicht unbedingt an der Auswahl. Eher an meinem Geiz.

...und dann war da noch der Hartgeld-Lude anatolischer Abstammung aus dem Kreise Pinneberg, der seine wasserstoffblonde Stute ins Stralsunder Laufhaus mit seinem alten fünfer BMW chauffierte. Was habe ich gelacht.... aber nicht getraut zu fotografieren. Vielleicht nächstes mal... heimlich.

Und jetzt: Fotos!