09. Juli - Ausgetobt...


Was waren wir gestern wieder bemüht, Wetterinformationen für den heutigen Tag zu sammeln. Hier eine kleine Auswahl:

Windfinder - umlaufend bis 5 kn,
Wetteronline - zwischen Nord und Südwest 1 bis 2,
FMI und Turkuradio – NW West drehend 4 – 8 m/s,
Schwedenwetter NAVTEX - NW bis W 3 bis 6 m/s,
Schwedenwetter Fernsehen - erst angesagt W 9-13 m/s dann korrigiert NW 4 – 8 m/s,
Venelehti – umlaufend bis 5 m/s

Bis auf einen Rausreißer, der aber nicht mehr aktuell war, gaben uns alle Wetterdienste grünes Licht für eine ruhige, fast langweilige Überfahrt.

Sicherheitshalber wechselten wir noch auf das kleine Vorsegel. Man weiß ja nie...

So starteten wir um 6 Uhr in den Tag. Dicke Wolkenbänder zogen über den Himmel, aber ab und zu kam die Morgensonne heraus und ließ die Farben unter den schwarzen Wolken grell leuchten. Ein herrlicher Anblick.

Um 9 hatten wir uns aus den Alander Inselgewirr herausgewuselt und den freien Seeraum vor uns. Die Sonne schien vom Himmel und ein ganz laues Lüftchen wehte aus Nordwest.

Natürlich wurde ich wieder hibbelig, weil wir mit der kleinen Fock nur so dahin schlichen, die Dünung aber noch vom Vortag stand.

Also Segelwechsel in der Schiffsschaukel und mit der fast doppelt so großen Genua machte Skrollan dann auch Ihre 3 bis 4 Knoten Fahrt.

Herrlich... schönes Segeln und es briste ein wenig auf.... fünf Knoten Fahrt... schhhhööööön

...und briste auf 5,5 kn Fahrt.... so läuft sie gut..... und briste auf – wow, über sechs Knoten.... und briste auf... Volker, die sieben Knoten schaffen wir auch noch.... und briste auf... sieben Knoten Fahrt.... toll, aber jetzt war die Welle wieder höher als Skrollans Aufbauten und wir hüpften nur so von Wellenkamm zu Wellenkamm.

Ob das noch mehr wird?... Lass uns mal die Segel reffen: Groß Reff 2 und Genua reichlich weggerollt.. Immer noch zwischen sechs und sieben Knoten und die Wellen wurden größer und größer. Gustav (Pinnenpilot) wollte nicht mehr steuern, weil ihm die Wellen zu groß wurden und für Claudias Magen war das auch nicht die richtige Bewegungstherapie.

Aber nun waren wir ja einmal draußen und zurück geht das dann auch nicht mehr. Außerdem benahm sich Skrollan exzellent und ein wenig hatten wir das Gefühl, sie hatte richtig Spaß daran sich nach dem Plätscherwind der letzten Wochen mal richtig austoben zu können.

Es wurde diesig und wo eben noch ne Fähre war, war keine mehr, was schade war.

So setzten wir unsere Reise im Blindflug auf die GPS-Koordinaten fort und wurden ordentlich durchgeschüttelt.

Als ich gerade eine Position nahm, bekam Claudia Besuch von einer Welle, die sich ins Cockpit brach... Böse Zungen behaupten, die wollte Claudia nur zeigen, was das für Gefühl ist, angespuckt zu werden ;o)

Dann schälte sich ein riesiger Leuchtturm (Tjärven) aus dem Dunst und Regen und eine halbe Stunde später umplätscherten uns lieblich die Wellen des schwedischen Schärenfahrwassers.... Hossa! Was für eine Fahrt! Claudia ging’s schlagartig wieder gut und ich wurde schlagartig genervt.

Und das lag daran: Die schwedischen Karten des Kartensatzes 2004 sind einzelne fast-Hochglanz-Bögen, mit denen sich im Verhältnis zu den finnischen Sportbootkartensätzen ganz blöd arbeiten lässt (Der neue schwedische 2006er Kartensatz ist jetzt auch ein Ringbuch mit schwerem Karton).

So kämpfte ich mich durch die Karten auf der Suche nach einem Ankunftshafen. Und nur soviel zum Thema: Törnführer:.... Wir wollen den "Jörn Heinrich" wiederhaben!!!!!

Also fuhren wir Kapellskär an. Da waren wir schließlich gestern mit der Fähre schon einmal.

Und dort wurden wir geholfen...
Gisela und Peter, die seit den sechziger Jahren schon in diesem Revier mit ihrem Boot unterwegs sind, versorgten uns erstmal mit zwei gaaaaanz wichtigen Sachen:

1. Gästhamns Guiden – aktueller kostenloser Hafenführer, den man in jedem größeren Hafen geschenkt bekommt. So ähnlich, wie der Seylerens. Leider sind die Ansteuerungen nicht immer beschrieben.
2. Kustregistret 2006 – Gelbe Seiten für den schwedischen Wassersport mit Hafenführern und Serviceadressen
3. den Hinweis auf den schwedischen Wetterbericht auf UKW (08.33 Uhr, 16.33). Dort gibt es Wetter für kleine Vorhersagegebiete für morgens, mittags, abends und nachts.

Peter hatte uns dann noch ein paar echte Schätze gezeigt. Einmal ein altes Buch mit so ziemlich allen Ankerplätzen in den schwedischen Schären mit handgemalten Karten. Das war das Lebenswerk eines Schweden, der akribisch die Plätze angefahren und vermessen hat. Und ein Luftbildatlas, in dem anhand des Luftbildes die Anfahrt aus dem Fahrwasser gezeigt wird.

Wenn ich ihn das nächste Mal treffe, vergesse ich auch nicht nach den Autoren zu fragen.

Jetzt muss ich aber mal zum Ende kommen:

Fazit des Tages: Wir hatten einen richtig tollen Segeltag und sind glücklich in Schweden gelandet.... wir hätten aber auch locker gestern fahren können, dann hätte der Wetterbericht wenigstens gestimmt....