24. Juli - Kreuze gemacht


Claudia ist eine Frau mit vielfältigen Möglichkeiten. Heute Morgen musste sie mich mit dem Schneidbrenner vom Internetanschluss losschweißen.

Nachdem Ihr das gelungen war, stellte ich mich stur und verlangte, dass wir, trotz Wind auf der Nase, unser neues Etappenziel segelnderweise erreichen.

Zu meinem Unglück fand dieser Vorschlag bei Claudia Zustimmung und das bedeutete für mich ungezählte Wenden und permanentes Segelzuppeln.

Am Nachmittag briste es dann kräftig (entgegen der Vorhersage) auf und der kleine Vorschiffsmann durfte auch noch die Reff’s stecken... erst eins... dann zwei... dann drei... dann vier und schon ist Weihnacht.... ach nee... so viele Reffreihen haben wir ja gar nicht.

Im Reff 2 und stark verkleinerter Genua schossen wir auf Utö zu.

Uns kamen über den Tag viele Großsegler entgegen. Denn heute sollte die Hauptflotte des diesjährigen Tall-Ship-Races Dalarö passieren.

Das war schon schön anzusehen. Aber mit Fotos war das aufgrund der fliegenden Gischt heute schwierig. So müsst Ihr ohne auskommen.

Der Segeltag hatte im Hafen von Utö noch kein Ende, da um 16.00 Uhr alles gerammelt voll war.

Jahrelang habe ich mich gefragt, wo denn Utö liegt, wenn die Stationsmeldungen vom DWD durchgegeben werden. Jetzt weiß ich es.

Früher war hier eine der ersten Eisenerzminen Schwedens, die Mitte des 19. Jahrhunderts geschlossen wurde. Danach wurde Utö zum Promi-Reiseziel für die Stockholmer Highsociety.

Wir entschlossen uns den Yachthafen zu verlassen und uns um die Ecke vor Anker zu legen.

Mit unserer eigenwilligen Ankertechnik (Anker aus der Bilge holen / Kette aus der Backskiste / auf Vordeck zusammenschrauben und Hand über Hand ablassen) war unser Arbeitstag auch abgeschlossen.

Habe ich eigentlich schon erzählt, warum wir den (überdimensionierten) Anker und die Kette nicht am Bug in der Halterung durch die Gegend spazieren fahren?

Da war unser Finkenwerder Original Kaschi bei uns auf dem Steg und fragte mich doch: "Sachma, Wolle?!...Is Euer Boot eigendlich n Anker- oder ein Segelboot?"

Ich: n Segelboot, wieso?

Kaschi: Na, bei dem Anker da vorne spielsu doch in jeder Welle U-Boot? Von wegen Gewichtsverteilung, und so!

Ich: Ach, was?!

...und dann hat er erklärt, dass man sich das so vorstellen muss, als würde man am Ende eines langen Stockes ein Gewicht anhängen und versuchen den am ausgestreckten Arm, rauf und runter zu bewegen... das zieht ganz schön nach unten...

Und, wie gesagt: Kaschi hatte recht und jetzt gehen wir viel besser durch die Welle...

...dafür krachen bei mir die Bandscheiben. Aber: Was tut man nicht alles für ein wenig Segelvergnügen.

So sah das da in der Bucht aus: