06. Mai - Darlowo und die Wurst


Der gestrige Abend war richtig schön. Wir saßen in unserem Cockpit und haben uns glänzend mit einem anderen Segler unterhalten. Michael hat ein halbes Jahr unbezahlten Urlaub genommen und fährt, wie wir, einmal um die Ostsee. Mit seiner Leisure 23 fährt er meist allein und wir waren gestern füreinander die erste längere Seglerbegegnung.

Es ist schön zu hören, dass andere auch ähnliche Aha-Erlebnisse haben, wie man selber. Das bezieht sich auf die eigenen kleinen Schusseligkeiten als auch auf die Erlebnisse mit der Umwelt.

So plauderten wir bestimmt bis 23 Uhr und tauschten uns über dies und das aus. Das hat mir die letzten Wochen sehr gefehlt.

Einstimmig waren wir der Meinung, dass das Küstenhandbuch "Polen und Litauen" von Jörn Heinrich für Segler in diesem Revier unverzichtbar ist.

Es ist uns rätselhaft, wie er so viele Informationen über die einzelnen Häfen und das Revier zusammensammeln konnte. Zu den meisten kleinen Häfen erzählt Jörn Heinrich mehr Wissenswertes, als andere über ihre eigene Heimatstadt sagen können. Und das sind dann nicht überflüssige Informationen, sondern für den Segler richtig wichtige Dinge.

Heute Morgen nahmen wir mit Michael die Brückenöffnung um 7.00 Uhr und dann gaben wir auch gleich kräftig Schnur, weil wir heute unbedingt nach Leba wollen und das ist wieder über 40 sm weg. Deshalb konnten wir leider nicht gemütlich mit Michael zusammensegeln, der nach Ustka will, das ungefähr 18 sm entfernt ist.

Gleich morgens meinte ich am Motor ein unbekanntes Geräusch zu vernehmen. Claudia hörte nichts. Als ich dann meine erste Schicht ableistete, ließ mir das keine Ruhe, obwohl das Geräusch kaum noch zu hören war.

Also, Propeller ausgekuppelt und gasgegeben....nichts....gut, dann kuppeln wir mal ein.....da ist es wieder....Dann dachte ich mir: Entlüfte doch mal spaßeshalber die Gummistopfbuchse (das ist eine Gummitülle, die die Propellerwelle umschließt, so dass kein Wasser ins Boot laufen kann)... und auch das war gut so. Die war schon ziemlich heiß und die Welle auch.

Also ordentlich entlüftet und nachgeschmiert und dann lief sie wieder.

Ich will mir gar nicht vorstellen, was das gegeben hätte, wenn die richtig heißgelaufen wäre.

Claudia und ich ergänzen uns da wirklich prima. Claudia hat das bessere Händchen für die Segel und die Pinne und ich habe ein Gespür für ungewöhnliche Geräusche beim Motor. Passt doch.

Wir freuen uns so auf Leba. Es soll da so schön sein. Und vor allem hat es da Duschen, richtige Toiletten und eine Waschmaschine.

Ach ja, der Titel "Darlowo und die Wurst":

Claudia packte heute zum ersten Mal eine große Rügenwalder Teewurst aus, auf die ich schon lange scharf war. Ich schau sie an und frag sie: ob sie das extra mache...?

"Nö, wieso?"

"Weil die Rügenwalder Würste alle hierher kommen müssten. Darlowo ist das alte Rügenwald."

In Leba angekommen, schauten wir uns nur noch die Serviceeinrichtungen des gepflegten Yachthafens an und gönnten uns ein Bier in dem angeschlossenen Restaurant.

Wir saßen auf einer Bank am Yachthafen. Da ging der Hafenmeister an uns vorbei und hisste die deutsche Flagge für uns am Flaggenmast. Son büschen cool ist das schon, wenn das neben der polnischen, die einzige Flagge ist, die dort weht.