Um fünf löste ich dann Claudia ab. Die fiel halbtot ins Bett. Aber sie wollte unbedingt die Hundewache von zwei bis fünf haben. Das
war nicht meine Idee.
Die Sonne war schon aufgegangen und an so einem Morgen in die Sonne hineinzusegeln ist schon ganz schön schmalzig.... aber schöööön!
Auch der Sternenhimmel bei der Nachtwache war wunderschön und die Wünsche bei den Sternschnuppen sind durch unsere jetzt 5 Wochen Urlaub wesentlich weniger
komplex.
Wenn ich früher eine Sternschnuppe gesehen habe, dann habe ich minutenlang darüber nachdenken müssen, welcher Wunsch deckt denn jetzt alle Problemfelder am besten
ab.
Nun hatte ich in dieser Nacht diverse Wünsche frei und schon beim ersten war der Wunsch gleich präsent und war auch recht einfach. Man wird halt einfacher...
Als wir um halb neun in Klaipeda einliefen waren wir ziemlich erledigt, aber auch ziemlich kaputt. Zu allem Überfluss bemerkte ich, wie langsam eine Erkältung von
mir Besitz ergriff.
Das Ein- und Ausklarieren beim Zoll ist, jetzt mal unter uns Gebetsschwestern, ne echte Lachnummer. Ich frag mich, was die aus unserem Schiffsnamen, dem Heimathafen
und den eigenen Namen ersehen wollen. Insbesondere hier in Klaipeda war das nervig, weil am Zollsteg ein Rudel fetter Motoryachten lag und man gar nicht richtig
herankam.
Aber auch das wurde bewältigt. So problemlos die Überfahrt dank Jörns Törnberatung war, so nervig waren die ersten Eindrücke von Klaipeda.
Erst das komische Einklarieren. Dann fuhren wir in den Kastellhafen. Dieser und das gesamte Gelände herum werden gerade komplett umgepflügt und so legten wir
in einer Großbaustelle an.
Duschen und Strom gab es nicht und wir entschlossen uns wieder herauszufahren. Das ist nicht so einfach, weil eine kleine Schwenkbrücke für uns erst per Hand
geöffnet werden muss. Der Brückenöffner war natürlich hell begeistert, dass er innerhalb von 20 Minuten für uns zweimal die Brücke zur Seite schieben musste.
Der kleine Stichkanal zum Jachthafen führt rechtwinklig auf einen anderen Kanal, der regelmäßig von einer Fähre befahren wird. Die kam natürlich, als wir unser
Nase hervorreckten. Ich schrie Claudia nur an, "Voll zurück" und wie meine Frau nun mal ist, macht sie das auch, ohne zu sehen weshalb. Das konnte nur ich auf
dem Vorschiff sehen. Und das war gut so. Die Fähre fuhr so dicht an uns vorbei, dass ich vom Vorschiffe hätte überspringen können... Puhhh.
Naja, dann ging es in den anderen Yachthafen auf der anderen Seite der Memel. Ich mach es jetzt mal kurz. Nur unter Androhung körperlicher Gewalt konnte ich den
Hafenmeister davon überzeugen, dass wir nicht auf den viel zu großen Gastliegeplätzen im Megaschwell und ordentlich Seitenwind liegen werden, sondern einen von
den vielen freien Vereinsliegeplätzen okkupieren.
Zum Dank stand er beim Ausfüllen der Anmeldung direkt neben mir und unterstützte mich mit Rülpsern im zehn Sekundentakt direkt in mein Ohr. Wir zahlten für unser
8m Bötchen 14 Euro, die aber erstmal zu supergünstigen Konditionen in litauische Währung gewechselt werden mussten.
Nun muss man zur Entschuldigung sagen, dass der Mann wohl eine Aushilfe war und er angewiesen wurde Gäste auf die Gastliegeplätze zu bringen. Der war tierisch
nervös und das schlug dem hörbar auf den Magen. Aber auf den Gastliegeplätzen konnte man bei dem Wind echt nicht liegen, ohne sich die Klampen abzureißen.
Bei Skrollan angekommen, bekam ich dann auch gleich Schüttelfrost und Schwester Claudia versorgte mich rührend, während ich den Heldentod starb. Ihr kennt das
ja: Männer und ein Schnupfen...
Erika hatte uns zum Abschied einen Fliederblütensirup mitgegeben. Der schmeckte lecker und tat mir so richtig gut. Danke dafür.
Nachts gab es dann ein Gewitter. Das war so eine Mischung aus Autowaschanlage und roter Teppich bei der Oskar-Verleihung. Von zwei bis vier blitzte, donnerte und
schüttete es aus allen Rohren. Skrollan ist jetzt wieder sauber.
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