Nachdem ich gestern gut bei den Passionsfestspielen das Leiden Christi ohne vorherige Probe hätte spielen können, machten wir uns heute
auf nach Schwarzort (Juodkrante).
In Sandkrug (Smiltyne) ging uns das Geschaukel auf dem Boot derart auf den Senkel, dass wir uns für heute ein Hotel zur Rekonvaleszenz leisten wollten.
Und so machten wir am Anleger des Hotels Azoulynas in Schwarzort fest. Bestes Wetter und Ruhe empfing uns und der Tag sollte unser Freund sein.
Die Dame im Hotel war sehr freundlich. Wir bekamen ein akzeptables Zimmer und dann wurde Schwarzort unsicher gemacht (Bilder im Anschluss). Mein Problem war nur,
dass mir nach 500 m das Benzin ausging und ich schnellstens etwas zu Essen zwischen die Kauwerkzeuge brauchte. Aber das war einfacher gesagt als getan.
Euros wollte niemand nehmen und tauschen. Deshalb erstmal zum Bankomaten und dann stellten wir fest, dass außer unserem Hotel nur zwei weitere Imbissbuden geöffnet
hatten. Also wieder zurück ins Hotel und wirklich gut gegessen.
Für Interessierte: Ein RumpSteak, ein Schweinekotelett, ein großes Bier (Claudia), zwei kleine Cola (ich) und zwei Espressos gingen für 50 Lit über den Tresen.
Das sind bummelig 15,- Euro. Das DZ mit Frühstück im Hotel kostete ca. 50 Euro.
Ich merkte dann leider, dass trotz Nahrungsaufnahme mit mir nichts mehr los war und so ließ Claudia ihren sterbenskranken Ehemann in der Ecke liegen, um sich
die Fischbeker Heide anzuschauen... pardon die kurische Nehrung.
Tatsächlich ist es so, dass in der kurischen Nehrung die Aufforstung zum Schutz gegen die Wanderdünen von deutschen Ingenieuren um die Jahrhundertwende durchgeführt
wurde. Deshalb ist der Vergleich mit der ebenfalls aufgeforsteten Fischbeker Heide am ehemaligen Truppenübungsplatz und der Kieskuhle gar nicht so weit
hergeholt. Es sieht sich halt sehr ähnlich.
Schön sind die vielen kleinen künstlerischen Highlights. An jeder Ecke steht eine Skulptur oder Installation und die bunt bemalten Holzhäuser strahlen eine
große Gemütlichkeit aus.
Trotzdem würde ich abraten zu dieser Zeit der kurischen Nehrung einen Besuch abzustatten. Es ist hier zur Zeit einfach tot. Wie jede Urlaubsregion außerhalb der
Saison relativ ausgestorben ist, macht auch diese Gegend außerhalb der Saison keine Ausnahme. Man sieht fast nur bauende Handwerker und auf den Straßen
Schulkinder und ein, zwei alte Leute.
Der Abend war dann eine Katastrophe, weil wir feststellen mussten, dass die Apotheke in Hamburg, die uns unsere Medikamentenbestellung lieferte, großzügig darauf
verzichtet hatte uns mitzuteilen, dass die Medikamente gegen Entzündungen der Atemwege nur in der kleinsten Packungseinheit (40 Tabletten) geliefert wurden
und nicht, wie bestellt, in der größten (300 Stück). Wenn man gute 15 am Tag davon schluckt, kann man sich ausrechnen, dass man mit 40 nicht weit kommt.
Deswegen: Wer ebenfalls einen längeren Urlaub vor sich hat. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
Achja, und dann war da ja noch etwas:
Aaaadscho – heißt "Danke" auf Litaunesisch
Das ist ganz leicht zu merken: Bei "Neues aus Büttenwerder" heißt der Kumpel von Jan Fedder "Aaaadsche".... Immer wenn ich jetzt danke sagen will, sehe ich die
Knollennase von Peter-Heinrich Brix vor mir und sach: Aaaaaaddschoo!
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Weil Volker heute nach einem Spaziergang von 2 km die Luft ausgegangen ist, mache ich mich alleine auf, die kurische Nehrung zu erkunden.
Ich will einmal auf einen der bewaldeten Hügel hier steigen und von dort aus meinen Blick über die Ostseeseite der Nehrung schweifen lassen – sprich viel Sand
und Wasser sehen. Ein Holzgnom weist mir den Weg und so schreite ich frisch gestärkt vom leckeren Essen den Hügel hinauf in den Wald. Alle 50 Meter stehen
Holzskulpturen auf dem Weg: Fischer, Gnome, Hexen, Musiker, Tänzer, Nehringa (Schöpferin der kurischen Nehrung) Könige und Feen, die mir den Weg weisen und mich
immer tiefer in den Wald hinein führen – in einen verzauberten Wald aus Kiefern, Fichten und Birken. Ein wenig unheimlich ist das schon, denn ich begegne keiner
Menschenseele auf meinem Weg und ab und zu liegt mir das Lied: "Im Wald, da sind die Räuber..." auf der Zunge, aber mit den Gnomen am Wegesrand habe ich ja
jede Menge Beschützer! Vor jedem erklommen Hügel denke ich: Jetzt ist sie gleich da, die Ostsee, aber jedes Mal das gleiche: Bewaldete Hügel, zwar wunderschön
aber irgendwann muss ich doch auf der anderen Seite der Nehrung ankommen; allzu breit ist die Nehrung hier ja nicht... Nach eineinhalb Stunden ist es dann
endlich soweit: Der Wald öffnet sich und ich kann einige Fischerhäuser sehen. Mit frischem Mut schreite ich voran in Richtung Wasser und lande – Ihr ahnt es
vielleicht schon – wenige Meter von dem Punkt, von dem ich gestartet bin: am kurischen Haff. Auch schön, aber halt nicht die Ostsee. Haben die Gnome mich doch
fehlgeleitet! Also fürs nächste Mal: Nicht so viel mit den Waldgeistern schnacken, sonder lieber auf die Himmelsrichtung achten – zum Glück haben wir an
Bord Kompass und GPS!!!
Bilder von Sand und See gibt es deshalb heute nicht, aber dafür von Holzskulpturen. o)
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