27. Mai - Das Ende von Lettland


Wir sind jetzt in Ventspils. Zu deutsch: Windau... glaub ich...

Aber mit dem Wind ist das ja so eine Sache. So ein Wetterbericht hat ja allein vom Namen her schon etwas Formelles. Beim Wort "Bericht" denkt man an Stempel, Statistiken, Erhebungen, Evaluationen und Tatsachen...

Vergesst es!

Selbst das Wort "Wettervorhersage" trifft den tatsächlichen Inhalt dieser Wortaneinanderreihungen, auf die wir regelmäßig, wie auf die Ziehung der Lottozahlen warten, nicht im geringsten. Eine Vorhersage impliziert das Eintreten des Vorhergesagten.

Ich würde die Ergebnisse der Wetterfrösche: "Wettermöglichkeit" nennen oder "Wettereventualität".

"Wir haben heute eine Wettermöglichkeit von Winden aus SW mit Schauerböen."

Das hört sich nicht gut an. Ich weiß. Es trifft die Sache aber eher.

Heute sollte es Wind aus SW geben..... mmmhhh... gab es auch... während des Gewitters. Da drehte der Wind innerhalb von 2 Minuten für 20 Minuten von Nordost auf Südwest. Da konnten wir dann auch segeln...

Aber was soll’s. Es war die vorletzte Übergangsetappe und wir sind froh einen so starken Motor zu haben. Denn bisher kam das Segeln zu kurz.

Wir würden ja gern, notfalls auch kreuzen. Nur ist das zeitlich leider ein wenig eng bemessen.

Ein Problem, dass wir seit dem Eintritt nach Litauen haben, ist dieses nervige Ein- und Ausklarieren und dass die Hafenmeister in der Regel nicht vor halb neun morgens zu fassen sind.

Die Nachtwächter können meistens nicht kassieren und so sitzt Du auf Kohlen, um endlich loszukommen.

Dann schauen sich die Damen und Herren in Uniform zum dreihundertfünfundsechzigsten Mal Dein Passfoto an, machen ein wichtiges Gesicht, hauen einen Stempel auf eine Crewlist, in die ich auch Micky-Maus, Donald Duck und seine Neffen Tick, Trick und Track hätte eintragen können und dann ist es halb 10 und in eineinhalb Stunden erwartet uns auch schon die Mittagsflaute.

Bei meistens um die 40 sm mag man dann auch nicht kreuzen, weil man immer denkt... irgendwann müssen die 6 Bft aus dem Wetterbericht ja kommen und da lass uns man lieber schon im Hafen sein.

Die Folge daraus, wiegt 140 kg hat 900ccm Hubraum und tuckert mit 2000 UPM vor sich hin.

So erreichten wir Ventspils.

Dieser Hafen, ausgezeichnet mit dem blauen Band, ist der letzte Hafen vor dem Sprung nach Estland. Und das wissen die Jungs hier auch.

Was das blaue Band genau ist, kann ich Euch nicht sagen. Eine Aussage über Serviceeinrichtungen kann damit nicht verbunden sein.

Zumindest sind die zwei Schächte sauber und die Dame von der Border-Control ist eine echte Augenweide... aber mir ist so, als hätte ich ganz dezent und versteckt schon etwas zum Thema "Baltikum und optische Anmutung der Damen" geäußert... ich bin mir da aber nicht so sicher.

Ventspils ist für uns aber aufgrund einer anderen Sache ein Kracher gewesen.

Im Hafen lag die SY Pilgrim (Vancouver 27) von Winfried, der mit Hannes auch gerade die Ostsee umrundet. Die beiden luden uns zum leckeren Abendessen (made by Hannes) auf der Pilgrim ein.

Wir haben bis kurz vor zwölf geschnattert und das war richtig schön. Dankeschön Ihr beiden!

Nebenbei beruhigte uns Winfried hinsichtlich der Anzahl der Motorstunden. Auch er hat Mühe Motor und Segelstunden in einem ausgeglichenen Verhältnis zu halten.

So haben wir von Ventspils eigentlich nur die Spundwand und die Messe der Pilgrim gesehen.

Sorry, aber das muss einfach mal gesagt werden.

Seit wir Polen verlassen haben, wird die Standardliegegebühr 15 Eu +/- 1 Eu aufgerufen.

Darunter sind Häfen, wie Klaipeda, die nur Sanitäranlagenrudimente zur Verfügung stellen und in denen Skrollan nach einem Liegetag aufgrund des Baustaubs aussieht, wie eine Wanderdüne, Lipaja, wo der Hafenmeister zwar klasse war, aber auch er kein warmes Wasser zum Duschen herzaubern konnte, Pavilosta (auch klasse Hafenmeister), wo alles für max. zwei Crews in ausreichender Menge vorhanden war und als Krönung Ventspils, die vor einer Woche bei einer 7m Yacht noch 30 Eu für das Festmachen an zwei Ringen haben wollten...

Mädels, da stimmt was nicht mit Preis und Leistung!

Ich will ja nicht mit den Preisen auf der Elbe anfangen, die noch nicht mal die Hälfte der o.a. Gebühren betragen und das mit richtigen Stegen, vorhandenen, funktionierenden Duschen und Toiletten.

Aber selbst die nicht gerade günstigen dänischen Häfen sichern einem wenigstens die Grundversorgung (Toilette, Strom, Wasser).

So... genug gejammert. Morgen sind wir in Estland und dann sehen wir mal, wie das da aussieht.