Nun denn, wir erreichten den "Garden of Eden", eine wunderschöne Palmen-Oase mitten in einer Felsschlucht.
Während wir auf einem Holzsteg über der Schlucht verweilten, kam eine Schweizer Reisegruppe und ich liefere Euch jetzt den Beweis, warum die Schöpfungsgeschichte zumindest, was die "Eva"-Nummer angeht,
wahr sein muss.
Also, noch mal zur Erläuterung:
Schlucht, unter uns klares Wasser, ein kleiner Sandstrand, Palmen, Schatten und angenehme Temperaturen.
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Man fährt in die Häuseransammlung hinein und passiert als erstes die eingezäunten Wohnhäuser der Aborigines. Auf deren Gelände liegen wild verstreut Müll, alte Waschmaschinen,
Autowracks und sonstiger Unrat.
Für die älteste Kultur der Welt ein etwas armseliges Bild... aber beim Blick auf deren Erlebnisse seit dem Erstkontakt mit den weißen Siedlern wohl verständlich.
Gestern hatten wir Franzosen kennengelernt, die schon länger unterwegs waren. Und die meinten, sie hätten langsam keinen Bock mehr auf diese "Aboriginal-Things". Ich hatte gestern nicht nachgefragt,
aber langsam verstehe ich, was er meint.
Die Eingeborenenproblematik begegnet Dir an jeder Ecke. Entweder drängen sich Dir überdimensionale Holzpenisse in Form eines Digeridoos ins Bild. Oder es gibt wieder ganz besondere "Aboriginal Art" zu
erwerben.
An jeder Ecke musst Du darauf achten, wo Du abbiegst. Vielleicht fährst Du gerade in verbotenes Gebiet oder Du brauchst eine "Permit" für die Gegend.
In Ansiedlungen hängen die Ureinwohner auf der Straße rum oder cruisen sich das Benzin aus dem Tank ihres "Holden Commodore" (australisches Äquivalent zu Opel Omega). Fragst Du Aussies nach Aborigines,
hörst Du entweder etwas über die tolle Kultur oder dass die sich besser mal verpissen sollten.
Du sollst den Eingeborenen nicht in die Augen schauen, sie nichts fragen, aber freundlich sein.
Kann mir mal jemand erläutern, wie ich zu jemandem freundlich sein soll, den ich nicht anschauen darf, geschweige denn ansprechen?
Zu diesem vielfältigen Themenkomplex hatten wir eine ganz tolle Informationsgeberin.
In Herrmannsburg wurden wir an Ruth, die örtliche Chefin der Sozialarbeit, verwiesen. Ruth klärte uns über das Hier und Heute und das Gestern des Eingeborenenlebens auf.
Fangen wir mit gestern an: seit der Kolonisierung durch die Briten existieren die Eingeborenen noch nicht mal am Rande der Gesellschaft.
Die Briten brachten die Eingeborenen mit unvorstellbarer Grausamkeit um die Ecke. Ich meine, den Rest, der noch nicht von eingeschleppten Krankheiten, wie Grippe, Syphilis, Typhus, Pocken und sonstigen
Sauereien dahingerafft wurde.
So wurden bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts Männer vor den Augen Ihrer Familie erschossen, geköpft und die Frauen hatten den abgeschlagenen Kopf ihres Mannes mit nach Hause zu tragen. Frauen
wurden auf Bäume getrieben und so lange beschossen, bis sie vom Baum fielen. Ganze Familien wurden gemeuchelt, weil man Futter für die Jaghunde brauchte. Dies war nur eine kleine Auswahl, aus dem
Benehmens-Repertoir der zivilisierten Briten.
Fast zwei Jahrhunderte wurde der ältesten Kultur der Erde klargemacht, dass sie weniger als Nichts wert sei.
Seit den achtziger Jahren (Ja, liebe Freunde, ich spreche von der Zeit, in der wir mit Benetton-Klamotten und Tennissocken mit Wildlederslippern zu "Midnight-Oil" und "Men at Work" getanzt haben)
erstritten die Eingeborenen so etwas wie die Anerkennung, dass sie auch menschliche Lebewesen seien. Bis in die 70er hatte einer von Ihnen nicht das Recht, ein Gericht anzurufen. Jeder Weiße konnte so
mit ihnen verfahren, wie er meinte, es sei angemessen.
Also seit diesen Achtzigern sollen die Aborigenes so etwas wie Selbstbewusstsein aufbauen. Das gestaltet sich ein wenig schwierig, nachdem man ihnen ihr Land, ihre Kultur und ihr Leben genommen hat.
Kommen wir zum Jetzt:
Die Zeit jetzt ist geprägt von flächendeckenden Alkoholexzessen, Vergewaltigungen von Frauen und Kindern, Arbeitslosigkeit, Vernachlässigung von Kindern, Perspektivlosigkeit und Gleichgültigkeit gegenüber
dem eigenen Dasein.
Es gibt in der Kultur der Aborigines z.B. kein Wort für Gestern oder Morgen. So ist an jedem Zahltag der Sozialhilfe (heute) erstmal High-life in Dosen und führt dazu, dass das Geld für die Woche trotz
absolutem Alkoholverbots versoffen wird und die Kinder nichts zu essen bekommen.
Die Regierung hat jetzt ein Programm gestartet, um umzusteuern.
Dazu gehört, dass die Menschen nur teilweise Ihre Sozialhilfe ausgezahlt bekommen. Wird festgestellt, dass die Kinder nicht zur Schule gehen, gibt es nur noch Lebensmittelgutscheine.
Den Menschen werden jetzt erneut Häuser gebaut und ihnen wird gezeigt, wie man diese benutzt (kein Scherz). Zur Zeit wohnen teilweise 30 Personen in einem Raum bzw. lagern dort irgendwelche Sachen, während
sie auf der Straße herumlungern. Mit Ihnen zusammen wird das Haus sauber gehalten. So wird Ihnen gezeigt, dass man Plastikverpackungen nicht einfach wegschmeißen kann, wo man steht.
Als sie noch Nomaden waren, ging das, weil der Müll, der anfiel, verweste. Eine Chipstüte tut das nicht. Das muss man ihnen erstmal dauerhaft nahe bringen. Denn von den Aborigines ist auch niemand bereit
die traditionelle Lebensform wieder aufzunehmen.
Weiterhin wird versucht das Glücksspiel und Pornografie über das Internet einzudämmen, das eines der größten Probleme darstellt.
Ruth ist teil dieses Programms und versucht über die Frauen Zugang zu den Menschen zu bekommen. Die Ureinwohner selbst interessiert das eigentlich nicht, auch wenn sie unglücklich mit ihrer Situation sind.
Ruth versucht mit kleinen Projekten, wie Frauenarbeitsstunden, Kinderbetreuung und Härte in der Geldverteilung diesen Haufen an Problemen anzugehen.
Wünschen wir Ihr viel Glück.
Für uns Deutsche ergibt die ganze Situation ein schiefes Bild
Da klaut einer einem anderen das Land ohne einen Krieg zu führen. Wenn der andere sich dagegen wehrt, wird er getötet und später, wenn solche Praktiken nicht mehr "pc" sind, wird versucht das Problem mit
Sozialhilfe einzudämmen, anstatt einen vernünftigen Deal zu schließen über die wirkliche Rückgabe eines guten Teils des Landes.
Wie ich bereits schrieb, wurde ja Land zurückgegeben, nur sollte darauf Mining, Farming oder sonstige Ausbeutung von Weißen darauf betrieben werden, haben die Aborigines kein Recht eine Pacht oder ähnliches
zu verlangen.
Insofern wirkt es absurd, wenn sich die Australier darüber aufregen, wie viel Geld in die Ureinwohner an Unterstützung fließt.
Auf der anderen Seite hat man auch nicht gerade den Eindruck, dass die Einwohner großartiges Interesse daran haben, für ihre Rechte einzustehen oder aus Ihrer Kultur selbst Früchte zu ziehen.
Deshalb nervt einen das tierisch an, wenn einem hier an jeder Ecke esoterische Aussies (oder eingewanderte europäische Blumenkinder) "artificial aboriginal art" verkaufen wollen, während an der nächsten
Straßenecke Papa Dicklippe seine Alte vermöbelt.
..sooo, das war ein langer Weg Euch "the aboriginal thing" zu erklären.
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