08. September - Lieber jetzt, als früher...


Jan und Anette setzten nahtlos mit der Wiedereingliederungshilfe an, wo Jens und Sandy aufgehört hatten.

Das ist wirklich "nach Hause kommen". Mit Menschen sprechen können, die einen mögen, mit denen man gemeinsame Vergangenheit hat und wo man einfach sein kann, wie man ist.

...und die einem bei den Reparaturen helfen ;o)

Natürlich wehte es kräftig, als ich in den Mast gezogen wurde, um erstmal das Grobe zu richten.

Ein wenig aufregend war das schon. Nicht nur, weil der Wind in schöner Regelmäßigkeit in Böen einfiel. Wie würde sich die Saling verhalten??? Würde sie beim Rückbiegen reißen? Wie stabil ist das Ganze?

Unter Stöhnen bog ich mir da oben einen zurecht. Und wirklich... ich glaub ich hab mich seit Jahren nicht mehr so angestrengt. Auf jeden Fall war sie halbwegs gerade, als ich wieder runter kam und nichts war gerissen.

Das Schienen verschoben wir auf den nächsten Tag, weil der Wind wirklich unangenehm von der Seite auf Skrollan stand und das wirklich kein Spaß war.

Dann kamen noch Jens und Sandy in den Hafen, während Jan und Anette ihre Sturmfahrt nach Schleimünde in Angriff nahmen.

Ich hatte richtig ein bisschen Angst um die beiden. Aber ich kenne wenig erfahrenere Segler und schließlich müssen sie selber wissen, was sie und ihr Boot abkönnen.

Hier der Auszug aus der Mail von Jan, die er uns nach seiner Ankunft in Kappeln schrieb:

...das war heute ein Ritt auf der Kanonenkugel. Ich war immer hin und hergerissen zwischen Faszination und leichter Angst. Wir hatten das Boot die ganze Zeit gut unter Kontrolle und es war ein faszinierendes Erlebnis. Die Wellen waren teilweise über zwei Meter (real, nicht übertrieben) und wenn dann eine Welle von Achtern kam, das Heck anhob und dann noch eine Boe dazukam, da hatten wir echte Gleitfahrt, vorne auf beiden Seiten, so hoch wie das Kajütdach, die Bugwellen, das war unbeschreiblich. Ich konnte leider nicht viel sehen von den Wellen die von Achtern kamen, ich musste mich beim Rudergehen so konzentrieren, damit wir nicht querschlugen, dass ich nur nach vorne schauen konnte, war vielleicht auch besser, sonst hätte ich wirklich Angst bekommen :)...

...und hier das Foto vom Maximum Speed, dass das GPS aufgezeichnet hat...


So ist das, wenn man ins Gleiten (wie der Surfer auf der Welle) kommt.

Ehrlich gesagt: Wir waren ganz froh im Hafen zu sein.

Wir ließen dann den Abend mit einem Donnerschlag bei Jens und Sandy auf der Woodstock ausklingen.

Um 23.30 knallte und schepperte es draußen fürchterlich. Wir hörten einen Motor hochdrehen und sahen aus den Fenstern der Woodstock die Masten einer Yacht rückwärts vorbeifahren.

...Hmmm... bei der Woodstock hatte nichts gescheppert... und das einzige Boot, was vor der Woodstock lag, war die Skrollan.... So turnten wir aus der Woodstock # heraus und inspizierten Skrollan...

Das war das Ergebnis...


Wie sich herausstellte, hatte eine Yacht aus Flensburg festgestellt, dass der Platz vor Skrollan doch zu klein für sie war und beim rückwärts herausfahren, wurde ihr Bug durch eine einfallende Böe Richtung Skrollan vertrieben. Dann hakte sie mit ihrem Ankergeschirr am Bug hinter Skrollans Relingsstütze ein und riss sich unter umbiegen unserer Stütze los.

...Unser Baby muss schon eine Menge aushalten.

Die morgendliche Inspektion ergab: eine verbogene Relingsstütze, angerissener Relingsdraht, ausgehebelter Relingsfuß und ein gebrochener Pelikanhaken.

Die älteren Herren, die mit der Yacht Skagen und zurück in zwei Wochen machen wollten, bemühten sich dann auch, den Schaden zu regeln.

Jetzt werden wir das Georgel mit der Haftpflichtversicherung der Yacht haben, weil der Vercharterer das über die Haftpflichtversicherung regeln lassen möchte.

Das kann er gerne tun.

...Ihr seht: Langweilig wird das hier nicht!

...Gottseidank häufen sich diese Erlebnisse erst zum Ende der Fahrt. Am Anfang hätte uns so ein Ereignis wohl stärker beeindruckt.

Nachtrag vom 11.09.:

Ich habe gerade mit dem Stützpunktleiter der Charterfirma MOLA am Telefon gesprochen. Das kackt mich hier schon wieder mächtig an.

Er sei gerade auf See und überführe ein Boot nach Rügen. Ich solle mal, bei seinem Stützpunkt in Rügen nachfragen, wie die Daten seien. Er sah sich nicht in der Lage mir die Versicherungdaten mitzuteilen (mitteilen zu lassen) und wolle erstmal die Rückkehr der Charteryacht mit dem Unfallbericht abwarten. Mein Angebot, er könne jetzt jemanden aus Flensburg schicken und sich den Schaden anschauen, weil wir gerade in Maasholm liegen, interessierte in nicht.

Dafür meint er, über meine Zeit und mein Geld verfügen zu können, indem ich mich um den Mist kümmere... So nicht!!!