06. Januar - ...und wir haben gar nicht geschoben!


Es wird...langsam...


Ob der Anstieg, der eigentlich zwei Anstiege waren, nun nicht so steil war, oder wir den Ruhetag einfach genutzt haben, um neue Reserven zu mobilisieren. So genau wissen wir das nicht. Jedenfalls mussten wir das erste Mal nicht schieben. Wir haben uns lediglich ein Päuschen gegönnt, als mein Pulsmesser mir mitteilte, dass ich dauerhaft überdrehe.

Die Fahrt nach Waihi begleitete uns konstant eine dunkle Wolkenwand im Rücken. Es hat aber (bis jetzt) nicht geregnet. Wir haben die Wolke als Anreiz gesehen unserem Zielort Waihi Beach schnell entgegen zu kommen.

In Waihi buchten wir unsere Busfahrt für Übermorgen nach Roturoa (via Tauranga). Das war gar nicht so einfach.

Die Dame in der Info gestern teilte uns noch mit, es fahre von Waihi Beach gar kein Bus. Die Dame heute in Waihi buchte uns aber auf einen Bus. Schauen wir mal, ob wir übermorgen am Straßenrand zurückgelassen werden.

Was uns sehr erstaunt hat, war der etwas fahrige Eindruck der sonst sehr netten Dame am Info-Point. Das klärte sich sehr schnell auf.

Sie hat ihre Brille vor zwei Wochen verloren und muss jetzt warten, dass die Versicherung das ok gibt, dass sie sich eine neue Brille kaufen kann.

Solange blinzelt sie sich durch die Gegend. ...nur beim Autofahren sei das ein wenig schwierig.

Meine Herren! Nur gut, dass sie heute arbeiten musste und sie uns nicht mit dem Auto auf der Straße begegnet ist.

Das mit den Autofahrern ist hier sowieso so eine Sache für sich (Jetzt kommt was Positives und ich bin am Überlegen, ob ich das Schreiben soll....nicht dass sich das ändert ;o)

Man könnte den Eindruck bekommen, die fahren hier, wie die wilde Sau. Das erscheint einem aber nur so. Die fahren hier sehr rücksichtsvoll.

Ursache für die gefühlte Gefährdungslage sind mehrere Faktoren.

Da ist einmal der Asphalt.

In der Regel ist der rau und grob. Der Asphaltbelag der auf den Teer aufgebracht ist, hat teilweise Gartenkieselgröße (bestimmt 3 cm lang). Dadurch erzeugen die Fahrzeuge unheimlich laute Abrollgeräusche.

Dann fahren hier überwiegend Geländewagen und hubraumstarke Spritschleudern durch die Gegend. Deren Motoren erzeugen ein Grollen, dass einem manchmal das Blut in den Adern gefrieren lässt.

Diejenigen, die kleinere Motoren haben, schrauben sich als Ausgleich Auspuffendtöpfe in der Größe von Gartenregentonnen unter ihre Eierfeilen.

Sie erzeugen damit ein Geröhre, dass man denkt: Gleich flext Dir was ganz großes die Rosette weg...

...und dann kommt bergauf son aufgebockter Opel...ähh Holden Kadett an Dir vorbeigekrochen, wo die Insassen durch den durchgerosteten Fussraum unterstützend mitlaufen müssen, damit die Kiste ihren Riesenspoiler an Dir vorbeizwängen kann.

Das ist hier sowieso wichtig: Ersma schön laut! ...schnell muss nicht sein...aber ersma schön laut.

Der Überholabstand ist in der Regel großzügig bemessen. Allein dieser Lärm geht einem fürchterlich auf den Pinsel.

Ebenso wird in der Regel auch gewartet, bis relativ gefahrlos überholt werden kann. Viele grüßen und recken den Daumen in die Höhe oder Winken. Das ist alles ziemlich entspannt.

Ich bin da aus dem Harburger Landkreis und vielen anderen Gegenden Deutschlands ganz anderes Verhalten gewohnt.

Da wird man schon mal absichtlich in den Grünstreifen gedrängelt, bergab ausgebremst, vom Beifahrer bespuckt, mit Müll beworfen oder so dicht überholt, dass der Spiegel Kontakt aufnimmt.

Lustig war das immer nur, wenn die Querulanten die rote Ampel hinter der nächsten Kurve nicht auf dem Schirm hatten und sie dann von einem Rudel freundlicher Radsportler auf ihr Fehlverhalten aufmerksam gemacht wurden.

Da waren ganz schnell die Türen verriegelt und die eben noch vorhandene Aggression schlug in blanke Angst um....insbesondere wenn das Auto als Dank verschönert wurde.

Solche Episoden haben wir hier nicht erfahren und hoffen, dass das so bleibt.

Lärm...ein schönes Stichwort für die letzte Nacht.

Dadurch, dass auch Whangamata ein richtiger Urlaubsort mit Strand und Surfern und Cafés etc. ist, ist das Publikum im Hostel auch weniger ruhebedürftig. Obwohl sich die adolescenten Jungbullen vorbildlich mühten leise zu sein, macht die typische Vogeltrittholz-Bauweise der Häuser diese Mühen komplett zu nichte.

Wenn in diesen Häusern auf dem Flur vor unserem Zimmer entlanggegangen wird, wippen wir im Takt in den Betten mit.

Direkt neben uns waren die Toilette und die Dusche.

Wir wissen nicht nur wie viel Bier jeder einzelne der Herren getrunken hat, sondern auch die Marke....Die Damen hatten kein Bier, sondern Alcopops... ;o)

Zündete einer von denen die Klospülung, begann ich jedes Mal im Halbschlaf hektisch nach meiner Rettungsweste zu fummeln und die Notraketen klar zu machen....manmanman...was für eine Nacht...

Deswegen waren wir auch recht froh das Etablissement heute Morgen verlassen zu können.

Heute sind wir in Waihi-Beach in einer "Kitchen-Cabin" auf einem Campingplatz fast direkt am Meer. Das sind größere Garagen, die statt eines Metalltores eine gläserne Verandatür haben.

Neben uns wohnen zwei Maori-Familien mit einem kleinen Fratz, der uns gern besuchen kommt und einer bildhübschen kleinen Tochter, die ein so zauberhaftes Lächeln hinbekommt, das einem beim Anblick jeglicher Ärger verfliegen würde (wenn man denn welchen hätte ;o).

So möchte ich auch mal Lächeln können...

Hier noch ein paar erzählte Bilder:

Das ist kein Lächeln…das ist ein Krampf im Gesicht ;o)


...trotzdem geht es bergauf


...und weiter bergauf...


...und dann endlich eine toll schlängelige Abfahrt, bei der man wieder Autos jagen kann....Jipppiieeee!


In Waihi liegt direkt neben dem Infopoint die ehemals größte Goldmine der Welt, später Neuseelands, noch später die letzte Goldmine Neuseelands und jetzt die Vorbereitung zu einem Naherholungsgebiet mit 200m tiefem See...


Aus einer Tonne Gestein wurde in der letzten Zeit ein Gramm Gold gewonnen. Das sich so was rechnet?!


laudia meinte ja, dass die Barren echt seien...


Das war mir herzlich egal, denn schon 10 km später hatte ich leckersten gold gebratenen Gurnard (Fisch) inhaliert und wartete nach neuseelandischem Brauch auf ein kapitales Bäuerchen....


Claudia ließ sich derweil lieber von älteren Herren am Strand wegen ihrer Fitness bewundern...und ich musste davon auch noch Fotos machen (an der typischen Brille des Herrn kann man erkennen, dass er ebenfalls Radfahrer ist)...


Naja, das ist hier aber auch wieder schön...


...und sachtma: Sieht der Helm nicht klasse aus?! ...Das ist doch kein Vergleich mehr zu den Kalimero-Deckeln Anfang der 90er. Claudia trägt den als Accessoire sogar nachts...