Nach zweieinhalb Wochen sind wir im Urlaub angekommen...


Ein wenig schämen wir uns. Haben wir doch so lang nichts von uns hören lassen.

Seit mittlerweile 31. Mai verbreiten wir mit Paikea Angst und Schrecken in Nordeuropas Yachthäfen. Naja, so schlimm ist es nicht. Bisher haben wir uns sehr anständig verhalten und auch noch keine Schäden verursacht.

Aber mal alles auf Anfang.

Ich klick mal so die Tage bis heute durch:

Kräftig abgehetzt gingen wir am 31. Mai mit Michael an Bord und gleich am ersten Tag zeigte sich Paikea von ihrer besten Seite. Wir hatten einen Anlieger nach Brunsbüttel und Paikea pflügte nur so durchs Wasser. Wir versegelten Boot für Boot und Claudia und ich glauben, dass Michael einen positiven Eindruck vom Segeln auf Paikea gewonnen hat.

Am ersten Tag machten wir Halt an der Giselau-Schleuse im NOK und trafen dort noch Hanna, Rolf und Kalle.

01. Juni:


Morgenstund’ hatte Gold im Mund und gemütlich zuckelten wir die restlichen Kilometer bis Kiel Holtenau durch und waren vom freundlichen jungen Schleusenwärter überrascht. Sein Kollege in Brunsbüttel hatte uns am Vortag über eine Stunde im Strom liegen lassen und kam anderen Seglern per Funk auch wieder blöd. Das ist wirklich peinlich.... aber abstellen können wir das leider nicht...

In Kiel wehte zunächst ein angenehmer Wind aus Ost und wir kreuzten uns die Förde hinauf. Bis auf Höhe Kiel-Leuchtturm beim Wind das Benzin alle war.

Hatten wir vorher noch vollmundig verkündet, wir wollten in einem Zug nach Göteburg hochsegeln, stellten wir beim Blick auf unsere körperliche und geistige Verfassung fest, dass ein ruhiger Beginn in den Urlaub dringendst geboten sei. Wir krochen aufgrund der letzten doch etwas anstrengenden Monate auf dem Zahnfleisch. Claudia etwas kräftiger, wie sich später noch herausstellen sollte.

Jedenfalls landeten wir in Sonderburg.

02. Juni:


Von Sonderburg ging es im rassigen Kreuzgang nach Svendburg. Hier besuchte Claudia den ersten Zahnarzt und der stellte fest, dass ein Backenzahn und der Kiefer entzündet ist. Na super. Also Antibiotika eingeworfen und abgewartet.

03. Juni:


Es gab reichlich Wind und wir segelten herrlich in den sehr zu empfehlenden Hafen Lundeburg kurz unterhalb Nyborg. Dort erlebte man mich das erste Mal sprachlos. Ich saß am Internetzugang im Hafenbüro und ein netter Segler und seine Frau stellten sich zwecks Kontrolle meiner privaten Emails hinter mich und linsten mir über die Schulter. Dann roch das auf einmal als hätte der Typ noch einen abgefackelt und gab mir dann Befehle auf welchen Seiten ich zu surfen hätte: "Kennen Sie eigentlich DMI?"

Der ließ sich auch nicht stören und wollte sich gerade häuslich auf meiner Schulter einrichten, als ich dann doch verstört das Weite suchte.

Der liebe Alex Z. aus S. hat dieses Verhalten so schön in einen Satz gefasst: "Des öfteren schlagen uns unsere erfahreneren Mitmenschen nicht aufgrund ihres Wissens, sondern häufig nur durch ihre unerträgliche Penetranz." Dem ist nichts hinzuzufügen.

04. Juni:


Claudia hält sich tapfer, macht jetzt aber richtig dicke Backen. Bei reichlich Wind gegenan ging’s durch den großen Belt und unter der Großen Belt Brücke durch. Da steht ordentlich Strom und die Welle war unangenehm hackig. Dann brach da noch der Schäkel vom Baumniederholer. Aber kleinere Reparaturen werden schließlich sofort beim Ritt auf der Kanonenkugel erledigt. Von Tag zu Tag gewinnen wir mehr Vertrauen zu Paikea. Nur der Propeller rödelt etwas unrund.

In Kerteminde kamen wir zur Ruhe. Michael gefiel die dänische Inselwelt jedenfalls ganz prima und wir hatten auch sehr viel Spaß miteinander. Lediglich Claudias Beißerchen trübten das Gesamtbild ein wenig

05. Juni:


Wir wollten Michael unbedingt das niedliche Langör auf Samsö zeigen. Gesagt – getan... aber die Betonnung in den Hafen ist doch etwas merkwürdig und so wurde der Segeltag am Ende noch mal ein wenig spannend... aber mit unserer Routine erledigten wir auch diese Aufgabe. Langsam merkt man, dass wir doch schon ein bisschen segeln....wär ja auch schlimm, wenn nicht... ;o)

06. Juni:


Mit Kurs 0 Grad ging’s bei 12 Grad Außentemperatur nach Oer. Ganz entspannt im Reff 2 im Groß und der Fock. Trotzdem wurden auch die 8 Knoten auf der Logge gesehen.

07. Juni:


In der Totenstadt machten wir nen Hafentag, weil wir Klarheit brauchten und Claudia mit dem Zahnarzt in Hamburg konferierte. Der sagte das, was wir sowieso schon wussten... der Zahn muss raus.

Aber ein paar Worte zu Oer. Dieses 1989 fertiggestellte Feriendorf-Lagunenstadt-Projekt ist schon fast gruselig. Die Hälfte der hübsch eingerichteten Häuschen steht leer und die Schiffe, die an den Anliegern liegen, könnten größtenteils als Geisterschiffe bei Fluch der Karibik mitspielen. Die haben teilweise 40 cm lange Algenbärte und das Tauwerk liegt rum, als hätte die Crew das Schiff fluchtartig verlassen und alles einfach hingeworfen.... Wir haben schon rumgewitzelt, dass wir jetzt auch in das Reich der Untoten aufgesogen werden und uns der Schleusenwärter nicht wieder in die Ostsee entlässt.

08. Juni:


Mit achterlichen Winden ging’s in knapp drei Stunden nach Aarhus. Leider war das unser letzter gemeinsamer Segeltag mit Michael. Wir hatten recht viel Spaß miteinander. Und wie Euch aufgefallen ist, haben wir noch keine Fotos gemacht. Das lag zunächst daran, dass wir irgendwie keinen Nerv hatten. Aber auch daran, dass Michael bei uns den Hofberichterstatter gegeben hat und uns in allen möglichen und unmöglichen Situationen gefilmt hat. Wir sind schon sehr gespannt, ob die Speicherkarte nicht doch die Arbeit verweigert hat.... Mal sehen, wann wir die ersten Blindmacher zu sehen bekommen ;o)

09. Juni:


Der Dienstag wurde damit verbracht die Heimreise von Michael und Claudia zu organisieren.

10. Juni:


Ich wurde von allen guten Geistern in Aarhus verlassen. Michael und Claudia fuhren nach Hamburg. Claudia zwecks Entfernung ihres maladen Backenzahnes.

1. Juni:


Der Zahn ist draußen

12. Juni:


Es regnet den ganzen Tag...

13. Juni:


Claudia ist wieder da und gesundet zusehends. Dafür bin ich jetzt krank.

14. Juni:


Volker krank

15. Juni:


Volker schwächelt, aber wir fahren trotzdem los und stellen 5 Seemeilen vor Aarhus fest, dass man mit Paikeas Kiel in Leegerwall-Situation wunderbare Furchen durch den Sand ziehen kann. Da wurde uns schon ein wenig mulmig... aber wir zogen Paikea sanft vom Sandhaufen herunter. Das war dann auch der einzige Aufreger für den Tag. Wir schunkelten ganz gemütlich im Reff 2 im Groß und der kleinen Fock nach Greena und gaben uns dort unseren ersten Hotdogs hin.

...und jetzt kommt der erste richtige Tagesbericht.... so wie wir das gewohnt sind.... ;o)