Ich sag mal so: Wir sind jetzt in Schweden.
Genauer gesagt auf Vrangö ein paar Seemeilen südlich von Göteburg.
Das war alles aber auch gar nicht so einfach, wie wir uns das gedacht haben, obwohl die Götter ziemlich mit uns waren.
Irgendwie war uns auf Anholt schon nach Hafentag. Auf der anderen Seite soll es Morgen ganz übles Wetter geben und der Wind die nächsten Tage nicht mit uns sein. Daher waren wir hart gegen uns selbst und
verließen mit diversen Tränen im Knopfloch um neun Uhr das idylische Anholt.
Uns begrüßte zunächst recht wenig Wind, dafür aber eine unangenehme Welle die schräg von hinten die Magenwände testete.
Claudia und ich wechseln uns ab in unserer Unpässlichkeit. Heute war Claudia dran und ich war einfach nur müde. Meine gestrige frühmorgendliche Aktivität forderte heute ihren Tribut und so ging
Claudia die erste Schicht am Ruder. Trotz des laschen Windes zog Paikea mit 5 – 6 Knoten nordwärts. Das ewige Geschaukel forderte bei dem laschen Wind nen Bullenstander und so knallte der Baum nicht
mehr so nervig hin und her.
Richtig spannend wurde es erst wieder, als wir versuchten das Hauptfahrwasser im Kattegat zu queren.
Das muss man sich vorstellen, als würde Oma mit Ihrem Rollator versuchen über die A7 vor dem Elbtunnel von Finkenwerder nach Waltershof zu wandern. Das war echt spannend. Aber nachdem wir ca. 15
Ozeanriesen zu den wildesten Ausweichmanövern gezwungen hatten, waren wir dann auch drüben.
Ihr nehmt mich hoffentlich nicht beim Worte. Natürlich behinderten wir niemanden. Die Elbe trainiert einen doch sehr im Umgang mit den großen Pötten. Trotzdem war das alles sehr aufregend, weil
unser Kurs fast parallel zur Schifffahrtslinie verlief und der Wind große Kurskorrekturen ohne größere Umbauarbeiten an der Besegelung (Bullenstander, Genua ausgebaumt) nicht zugelassen hätte.
Da kommt das dann auf das richtige Timing an.
Wir wechselten uns zweistündlich ab bis wir um 18.00 Uhr ins Schärenfahrwasser vor Vrangö eintauchten. Der Wind hatte mittlerweile kräftig aufgebrist und wir schossen nur unter Groß mit fast sieben Knoten
durch die engen Fahrwasser.
Um 19.00 Uhr waren wir in Vrangö fest. Fotos werden im morgigen Bericht nachgeliefert. Es ist schön hier. Der Hafen ist recht neu ausgebaut und hat einen vorgelagerten Wellenbrecher bekommen, an
dessen Rückseite ein Steg für Gastlieger gebaut wurde.
Eine Stunde später hörte man aus dem Vorschiff schon gleichmäßige Atemzüge der Skipperin. Das war heute alles sehr aufregend und musste erstmal im Schlaflabor verarbeitet werden.
Ich brachte noch ein großartiges Buch ("Rocket Boys") zu Ende und spazierte nachts durch das hyggelige Vrangö, um mir einen Eindruck zu verschaffen. Es ist alles so gemütlich hier. Das Gefühl von
"heiler Welt" begleitete mich bis auch ich den Weg ins Bett fand.
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