16. Juni - Wenn man nicht schlafen kann...


...sollte man segeln gehen.

Genau das haben wir heute gemacht. Bei mir war die Nacht um drei zu Ende und nach einer halben Stunde Rotation in der Koje, stand ich auf und kochte meiner Liebsten einen Kaffee, einen Tee, machte die Heizung an und Frühstück und fragte ganz lieb.... ob Claudia denn einen Kaffee oder einen Tee zum Aufstehen haben möchte....

Tja, und damit hatte ich sie. Natürlich war Claudia ein wenig knörgelig, weil der Tag so früh begann. Das gab sich aber spätestens, als wir in die Morgensonne Richtung Anholt segelten.


Später kam noch die Genua hoch, aber früh morgens fuhren wir noch platt vorm Laken und für wilde Spinnackermanöver war es um 5 Uhr echt zu früh. Es stand trotz ganz leichtem Windes eine ganz eklige Dünung, die uns mächtig durchschaukelte. Trotzdem fühlten wir uns gut und waren froh, so früh unterwegs zu sein.

Wir fingen eine kleine Makrele und schenkten Ihr wieder die Freiheit. Wir begrüßten unsere tägliche Schweinswalfamilie... apropos.... gestern vor Arhus war das echt der Hammer.

Direkt vor Arhus begegneten wir dem ersten Schweinswal. Eine halbe Stunde später sitz ich mit dem Blick nach achtern im Cockpit und starre aufs Wasser.... als auf einmal ein torpedoförmiges, graues Etwas schräg von hinten unter Wasser auf unser Heck zuschoß.... zuerst hab ich mich echt verjagt, weil ich dachte, wir werden torpediert... aber dann realisierte ich, dass es ein Schweinswal war, der uns genauer untersuchte.

Erst spaddelte er bei uns mittschiffs... als würde er sich das Walsymbol, welches wir ins Unterwasserschiff gemalt haben, anschauen und dann spielte er noch ein wenig mit unserer Bugwelle. Das war echt cool!

Tja, aber zurück zum heutigen Tag.

Natürlich hatten wir auch heute unsere tägliche Slapsticknummer. 500m vor der Hafeneinfahrt Anholt nahmen wir das Vorsegel herunter und machten den Motor an.

Während ich auf dem Vorschiff rumturnte sagte Claudia ganz ruhig zu mir: "Volker, kommst Du mal..."

Ich: "Was ist denn?"

Claudia: "Das Ruder ist blockiert!"

Ich: "Waaas?"

Claudia: "Der Autopilot blockiert das Ruder..."

...Wir fuhren erstmal weiter auf den Wellenbrecher zu....

...aber irgendwie blieben wir beide ganz cool.

Ich sagte: "Na?... da hilft wohl erstmal nur Gewalt" ...und wir steuerten schon mal nicht mehr Richtung Wellenbrecher.

Innerhalb von 3 Minuten hatte Claudia die Rohrpumpenzange und die Notpinne (zur Sicherheit) geholt, ich hatte das Steuerrad abgebaut, den Autopiloten aufgebrochen und den Motorring abgenommen, das Steuerrad wieder aufgesteckt und wir konnten wieder Kurs auf die Hafeneinfahrt nehmen.

Das war aber doch alles sehr spannend. Ursache für diese Betriebsstörung waren wir selbst, die die Überlastentriegelung des Autopiloten dauerhaft blockiert hatten (damit er nicht alle halbe Minute das Steuern aufgibt). Aus Ärger hat dann der Autopilot die Entriegelung komplett blockiert... aber wir wussten uns ja zu helfen. Jetzt ist der Autopilot schon wieder in Ordnung.

Wir fuhren dann um 10.00 Uhr in den Hafen von Anholt. Es ist hier wunderschön und man kann ganz doll Hafenkino kucken.

Aber dazu gibt es Morgen mehr.

Hier ein paar unbearbeitete Bilder... wir fangen gerade erst an in Tritt zu kommen. Deshalb bitten wir um Geduld, bis wir wieder Normalform erreicht haben....